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Der Einfluss von Industrie 4.0 auf den Mitarbeiter in der Produktion

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Industrie 4.0 wird die Produktion nachhaltig verändern. Doch die vollständige Digitalisierung der Fabrik macht vielen Menschen Angst. Die menschenleere Fabrik, die lange Zeit propagiert wurde, ist noch immer in den Köpfen vieler Arbeitnehmer. Dabei gehen immer mehr Experten davon aus, dass die menschenleere Fabrik in naher Zukunft nicht umsetzbar ist – bzw. dieses Extremszenario nicht angestrebt wird. Vielmehr dient dies als Orientierung für eine Entwicklung hin zu einem Idealzustand, in dem der Mitarbeiter mittlerweile als entscheidender Faktor für die erfolgreiche Einführung von Industrie 4.0 gesehen wird.

Deutschlands Abhängigkeit von der Produktionswirtschaft

Gerade in einem Land wie Deutschland, in der laut OECD immer noch ca. 25 % der nominalen Bruttowertschöpfung vom produzierenden Gewerbe generiert wird, ist es wichtig, sich Gedanken zur Industrie 4.0 zu machen. Die in vielen Traditionsfirmen spürbar defensive und zurückhaltende Einstellung gegenüber der fortschreitenden Digitalisierung wird auf Dauer problematisch, wenn die Produktionswirtschaft in Deutschland eine Zukunft haben soll. Daher ist es unternehmerische Aufgabe, die Angst vor der Digitalisierung zu nehmen und Konzepte für eine Vereinbarkeit von Digitalisierung und Arbeitsleben zu schaffen.

Gestaltungsansätze für die Zukunft

Der Begriff Industrie 4.0 leitet sich aus den vorangegangenen drei industriellen Revolutionen ab: der Einführung der Dampfmaschine, der Einführung arbeitsteiliger Massenproduktion und dem Einsatz von Elektronik und IT zur Automatisierung der Produktion, wie in Abbildung 1 dargestellt. Neue technologische Möglichkeiten der Vernetzung von intelligenten Objekten führen momentan in die vierte industrielle Revolution: die sogenannte Industrie 4.0.

Dabei sind nicht allein die Veränderungen im Produkt oder Betriebsmitteln und Anlagentechnik innerhalb der Fertigung zu betrachten, sondern die Veränderung ist weitgehend über die gesamte Wertschöpfungskette zu sehen. Das wird für jeden Mitarbeiter eine enorme Umstellung in seiner Arbeitswelt bedeuten.

Abbildung 1: Die vier industriellen Revolutionen (HARTMANN 2015, S. 4)

Ein wichtiger Aspekt ist die Flexibilisierung der Arbeitszeit. Mit den heutigen etablierten Arbeitszeitmodellen wird es immer schwieriger, die steigende Auftragsschwankung und Fertigungsflexibilität abzubilden. Hier müssen von der Politik in Zusammenarbeit mit der Industrie und den Arbeitnehmern Modelle gefunden werden, die eine flexible Arbeit ermöglichen. Die Industrie hat das Problem bereits erkannt. Laut einer Studie des Fraunhofer IAO zur „Produktionsarbeit der Zukunft“ sehen knapp 95 % der Befragten aus der Industrie den flexiblen Einsatz der Mitarbeiter als wichtigen Erfolgsfaktor an. Schon heute weicht die Arbeitszeit von Produktionsmitarbeitern in Großunternehmen laut der Studie mindestens einmal die Woche mehr als 30 Minuten von der Normalarbeitszeit ab. Durch den Trend zur Flexibilisierung der Arbeitszeit ergeben sich für den Mitarbeiter positive Szenarien. Möglichkeiten wie Homeoffice, Elternzeitmodelle, etc. ermöglichen eine bessere Work-Life-Integration.

Durch die Komplexitätszunahme innerhalb der Produktion sind vom Mitarbeiter außerdem auch ganz andere Kompetenzen gefordert. Das bedeutet, dass sich Arbeitskräfte auf eine lebenslange Weiterbildung einstellen müssen, um den gestiegenen Anforderungen und stetigen Herausforderungen gerecht zu werden. Vielmehr dürfen sich Arbeitnehmer der dynamischen Veränderung des Produkts adaptieren.

Abschließend sollte darauf geachtet werden  – und eine entsprechende Unterstützung erfolgen–, dass sich Mitarbeiter untereinander vernetzen können. Das bietet vielerorts hohe Potenziale zur effizienteren Gestaltung von Prozessen, verkürzt Kommunikationswege und verflacht Hierarchien – ohne diese despektierlich zu behandeln. Die Einführung von Social Media Ansätzen in der Produktion stößt noch auf Akzeptanzprobleme, wird aber von immer mehr Arbeitgebern als wichtig erachtet.

Ausblicke für die Zukunft

Es wird interessant sein zu sehen, inwieweit Arbeitnehmer Eingriffe in ihren heutigen Arbeitsalltag akzeptieren, bzw. diese bewusst einfordern. Ein zufriedener Arbeitnehmer ist Grundvoraussetzung für den Erfolg eines jeden Unternehmens. Daher liegt es in der Hand dieser, in den Dialog mit den eigenen Mitarbeitern zu treten. Sollte dies geschehen und wird der Mitarbeiter bei der Umstellung der Arbeitswelt einbezogen, bieten die Flexibilisierung, höhere Qualifizierung und Vernetzung der Arbeit sowohl für Unternehmen als auch für Mitarbeiter entscheidende Vorteile.

 

Quellen:

Hartmann 2015
Hartmann, Ernst Andreas (Hrsg.): Zukunft der Arbeit in Industrie 4.0. s.l.: Springer 2015.

OECD Publishing 2012
OECD Publishing: National Accounts of OECD Countries, Volume 2012 Issue 2.

Spath et al. 2013
Ganschar, O.; Gerlach, S.; Hämmerle, M.; Krause, T.; Schlund, S.: Produktionsarbeit der Zukunft – Industrie 4.0. Stuttgart.


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