Heute im Interview: Christoph Mohme, verantwortlich für das Competence Center Quality Assurance and Testing. Er spricht über das Testen in der digitalen Welt, DevOps und Shift Left.
Christoph Mohme, NTT DATA
Frage: Was bedeutet Testen in der digitalen Welt?
Customer Excellence, Data Driven Enterprise, Digital Value Creation und agile IT sind Ausprägungen der Digitalisierung. Durch die Vernetzung von immer mehr Systemen, die hohen Erwartungen an die Applikationen und die riesige Anzahl an verschiedenen Devices ist Testen in einer digitalen Welt sehr komplex und dadurch auch sehr interessant geworden.
Unterschiedliche Stände des Software Delivery Lifecycle der Anwendungen bedürfen auch in einer digitalen Welt unterschiedliche Vorgehen und Entwicklungsmethoden ─ von der Wasserfallmethode über iterative Herangehensweisen bis hin zur agilen Entwicklung.
Gleichzeitig ist der Anspruch eines schnellen Time-to-Market hoch: Amazon und Facebook stellen beispielsweise mehrmals am Tag Updates mit einer Deployment-Zeit von unter einer Minute zur Verfügung. Qualität und Sicherheitsaspekte sind dabei auf einem hohen Standard einzuhalten. Und dennoch stehen oft nur begrenzte zeitliche und monetäre Mittel für die Qualitätssicherung zur Verfügung.
Was ist also zukünftig zu beachten?
Zum einen ist das Thema Qualitätssicherung und Test möglichst früh bei der Softwareentwicklung einzubinden. So ist beispielsweise die Teststrategie am besten bereits in der Konzeptionsphase zu erstellen. Beim Ansatz der möglichst frühzeitigen Fehlerbehebung und Fehlervermeidung im Software Development Lifecycle werden sowohl Kosten als auch Risiken erheblich gemindert. Hier wird der Fachbereich bereits bei der Erstellung der Anforderungen in den Qualitätssicherungsprozess einbezogen. Shift Left, also die frühzeitige Einbindung von Qualitätssicherung und Test, ist begleitet von einem Paradigmenwechsel hin zur Vorhersage von Fehlerquellen, der Vermeidung und Entdeckung von Fehlern ab dem ersten Tag eines Projektes.
In der Vergangenheit war diese Sicht auf organisationsübergreifende Qualitätssicherung herausfordernd in der Umsetzung, da manuelle Verfahren und Methoden aufwendig miteinander abgestimmt werden mussten. Durch die heutzutage umfassende Automatisierungsmöglichkeit von Tests, die sowohl Software als auch die Erstellung der Anforderungen umfasst, bieten sich Lösungsansätze an, die ein harmonisiertes Controlling der Testergebnisse und damit eine aktive Steuerungsmöglichkeit einer organisationsübergreifenden Qualitätssicherung ermöglichen.
Es geht um den Mind-shift vom „Testen“ hin zur umfassenden Qualitätssicherung.
Frage: Welche Tools gibt es und welche Voraussetzungen müssen geschaffen werden, um das Testen zu automatisieren?
Grundsätzlich gibt es eine schier unüberschaubare Zahl an Tools, die bei der Testautomatisierung unterstützen.
Viele Kunden haben bereits feste Testtools im Einsatz, in diesem Fall verwenden wir die Werkzeuge des Kunden beispielsweise Tricentis/Tosca, HP UFT (heute Micro Focus) oder Selenium.
Der Bestand an automatisierten Testfällen stellt im Übrigen auf der einen Seite ein Asset des Kunden dar, kann aber auch eine Barriere sein, da diese oft nicht einfach in eine alternative Lösung migriert werden kann.
Ist der Kunde bei seinem Testtool-Set noch nicht festgelegt, bieten wir eine herstellerunabhängige Beratung bei der Auswahl der passenden Test-Werkzeuge an.
Wenn wir über Automatisierung reden, kommen wir auch auf das Thema DevOps zu sprechen. DevOps ermöglicht mit Hilfe von Automatisierungstools, Methodik und organisatorischen Anpassungen eine weitgehende Optimierung der betroffenen IT-Prozesse. Die Testautomatisierung ist also ein Teilaspekt von DevOps – oder andersrum gesagt ohne Testautomatisierung wird eine DevOps Umgebung die IT-Prozesse nicht absichern können. Lässt sich ein Testcase schon sehr früh im Entwicklungsprozess automatisieren, kann er sogar zur frühen Prüfungsinstanz für den Entwickler werden und kann von diesem als Hilfsinstrument genutzt werden ─ vergleichbar mit der Rechtschreibprüfung in Word. Bei DevOps Lösungen werden tendenziell verstärkt open source Produkte eingesetzt.
Vergleichen wir traditionelle Anbieter und open source Anbieter wird aus meiner Sicht die Flexibilisierung der Abrechnungsmodelle von Softwarenutzung für herkömmliche Anbieter wesentlich, wenn sie ihren Technologievorsprung gegenüber den sich stark verbreitenden open source Lösungen behaupten wollen.
Voraussetzung für einen optimalen Testablauf ist die sehr gut aufgesetzte Testarchitektur sowie vordefinierte Use Cases mit einer sehr hohen Qualität. Oft ist es von Vorteil, wenn bei der Entwicklung der Testarchitektur und im Testprojekt auch ehemalige Entwicklerinnen und Entwickler arbeiten.
Grundsätzlich kann eine Automatisierung bei einem neuen Vorhaben einfacher eingebaut werden als bei lang bestehenden Projekten. Bei Automatisierungsvorhaben sind also auch der Stand des Lifecycles der Software und die mentale Verfassung des betroffenen Teams zu berücksichtigen.
Frage: Gibt es eine Daumenregel zur Testintensität in Projekten?
Generell ist davon auszugehen, dass für die Aktivitäten im BlackBox Test, also die Tests oberhalb der Entwicklertests, etwa 25%-35% der Gesamtentwicklungsaufwände im Projekt zu kalkulieren sind.
Je fein granular ein Projekt aufgesetzt wird, umso genauer kann auch der Test geschätzt werden. Eine Möglichkeit ist Schätzungen ausgehend von Functionpoints oder Kritikalitäts-/Komplexitätsmatrizen, bei der die Anzahl der notwendigen Testfälle von der Kritikalität einer zu testenden Funktion bestimmt wird und die Komplexität in der IT-Umsetzung dann den geschätzten Aufwand bestimmt.
Frage: Was bietet NTT DATA im Test Umfeld?
Wir optimieren die Software-Qualität mit einer zugeschnittenen individuellen Teststrategie und effizienten Testprozessen, den passenden Werkzeugen und qualifizierten Testexperten. Ein tiefes Branchen-Know-How ist unablässig für eine hohe QAT-Qualität. Hier können wir bei großen Industrien wie Automotive, Banking, Insurance und Telco auf über vierzig Jahre Erfahrung zurückgreifen.
Außerdem unterstützen wir unsere Kunden bei der Definition und Umsetzung ihrer DevOps-Strategie, ihres Shift Left Ansatzes und ihrer Testautomatisierung. Zur Umsetzung der DevOps Strategie bieten wir unseren Kunden Entwicklungs- und Testräume auf Basis unserer eigenen Altemista Cloud an.
Frage: Welche Trends siehst Du im Bereich Quality Assurance and Testing (QAT)?
Es geht zukünftig darum Quality Assurance und Testing möglichst effizient und gleichzeitig flexibel zu gestalten. Effizent wird QAT dann, wenn die Vermeidung und Entdeckung von Fehlern ab dem ersten Tag eines Projektes stattfindet, Tests automatisiert werden und die Vorhersage von Fehlerquellen optimiert wird. Stichwort ist hier Shift Left.
DevOps mit Cloud-Infrastrukturen und eine geeignete IT-Architektur (Cloud Readiness) steigern die Flexibilität und Skalierbarkeit der Lösungen.
Weitere Informationen zu Quality Assurance and Testing bei NTT DATA