Thomas Stöcker ist Business Developer bei NTT DATA. Im folgenden Interview spricht er darüber, was digitale Transformation bedeutet, welche Komponenten es gibt, was für Chancen und Risiken entstehen und wieso NTT DATA den Bereich stark ausbaut.

Thomas Stöcker
Frage: Der Wortlaut digitale Transformation beinhaltet ja schon, dass es um einen bedeutenden Wandel geht. Wie sieht dieser Wandel für die Gesellschaft, die Geschäftswelt und den einzelnen Menschen aus?
Thomas Stöcker: Digitalisierung bedeutet, dass alles verbunden ist: Menschen, Dinge und die Geschäftswelt.
Außerdem beinhaltet der Begriff, dass die reale Welt mit der digitalen Welt zusammen wächst. Ein Beispiel hierfür ist das von NTT DATA entwickelte „Bridge Monitoring System“, das den Zustand einer Brücke durch Sensoren überwacht, die Daten in real-time analysiert und verarbeitet. Dadurch ist ein Frühwarnsystem beispielsweise für Erdbeben möglich. Die Grenzen der realen Welt in die digitale Welt verschwimmen.
Der 3D Druck ist ein gutes Beispiel im Weg zurück – also von der digitalen Welt in die reale Welt. Um beim Brückenbeispiel zu bleiben: in der Niederlande wird derzeit eine Brücke aus Metall in 3D gedruckt.
Kern der Transformation ist die Vernetzung aller Dinge und Menschen.
Durch diese Vernetzung sind Prozesse schneller und flexibler und in weiten Teilen auch kostengünstiger und vor allen Dingen kundenzentrierter. Dies überträgt sich auf das Angebot – also Produkte und Dienstleistungen. Außerdem gibt es in allen Industrien unzählige Möglichkeiten für Innovationen.
Autonome Einparkhilfen in Parkhäusern oder Versicherungsbeiträge gekoppelt an individuelle Fitnessmessungen sind nur die klassischen Beispiele für die Möglichkeiten der digitalen Transformation.
Eins steht fest: Die Digitalisierung bietet enorme Potenziale und es wird neue Business-Modelle geben. Auch die Business-Modelle, die wir aus der Internet-Welt und dem e-Business Bereich kennen sind überholt.
Frage: Ich habe das Gefühl, dass das Thema Digitale Transformation viele Themen berührt. Kannst du ein Ecosystem skizzieren?
Thomas Stöcker: Das Thema Digitalisierung berührt tatsächlich sehr viele Themengebiete. Genau das macht es ja so spannend. So sind etwa orchestrierte Cloud-Lösungen, Big Data, nach allen Seiten offene Plattformen, Sicherheitslösungen, rechtliche und kulturelle Rahmenbedingungen in unterschiedlichen Märkten, Teilaspekte von Digitalisierung.
Eigentlich aber verändert Digitalisierung alles:
Die Produkte und Dienstleistungen werden nicht mehr standardisiert, sondern es geht um eine flexible Massenproduktion. Eine Massenproduktion also, die individuelle Bedürfnisse berücksichtigen kann. Ein Beispiel aus der Automobilindustrie ist hier sicherlich der car-configurator. Ein Projekt bei dem NTT DATA federführend war. Aus meiner Sicht ist dies allerdings nur der Anfang.
Außerdem müssen in einer digitalen Welt sämtliche Prozesse nicht nur effizient sein, sondern auch einen großen Durchsatz haben und skalierbar sein. Dies und der Fakt, dass in einer digitalen Welt die Markteintrittsbarrieren niedriger werden – der Zugriff auf Software, Daten und Kunden ist einfacher – verändert auch die Unternehmensorganisation. Die Organisationen werden flacher, um schneller reagieren zu können. Die Aufgabe des Managements ist verstärkt die Motivation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, deren Kompetenzen möglichst breit gefächert und interdisziplinär sind.
Aus IT-Sicht steht in einer digitalen Welt die Architektur mehr im Mittelpunkt, als die einzelnen Technologien. Nur so kann eine flexible Reaktion auf neue Umstände schnell umgesetzt werden.
Frage: Laut einer Gartner Studie haben 51 Prozent der Chefs die Befürchtung, mit dem Tempo der Digitalisierung nicht Schritt halten zu können. (CIO, 24.01.15). Sind diese Sorgen berechtigt?
Thomas Stöcker: Unternehmen agieren in einem globalen und wettbewerbsintensiven Markt, der durch die Digitalisierung noch verstärkt wird. Daher sollte jedes Unternehmen sich mit dem Thema Digitalisierung beschäftigen und überdenken, wie sich die Kundenerfahrung in einer digitalen Welt verändern kann. Was für Möglichkeiten gibt es? Hat das Unternehmen die notwendige Beweglichkeit? Ist die IT entsprechend aufgebaut?
Stellt sich ein Unternehmen diese Fragen ernsthaft, werden aus den Risiken schnell Chancen.
Frage: Was macht eine gute Lösung aus und was für Lösungen hat NTT DATA?
Thomas Stöcker: Es geht hier nicht um eine bestimmte Lösung. Vielmehr geht es darum, zu erkennen, was die Möglichkeiten der Digitalisierung für das einzelne Unternehmen und den gesamten Markt bedeuten und die notwendigen Schritte umzusetzen. Wie kann man die Flut der digitalen Daten intelligent nutzen, welche neuen Geschäftsmodelle sind möglich und welche Notwendigkeiten bestehen, um bekannte Strukturen anzupassen?
Hier geht es zum einen darum, das gesamte Spektrum der Digitalisierung zu kennen: Wie sieht das Ecosystem aus? Welche Enabler spielen eine Rolle? Was bedeutet Digitalisierung für die Produkte und Prozesse, die Infrastruktur und IT-Systeme?
Zum anderen ist für eine gute Lösung wichtig, Erfahrungen in der Umsetzung zu haben. Denn erst dadurch ergibt sich ein klares Bild und ein fassbarer Nutzen. NTT DATA hat diese Erfahrungen. So hat NTT DATA unter anderem für die Versicherungsbranche eine Portallösung entwickelt, die Versicherungen ermöglicht, schnell in der digitalen Welt zu agieren. Stichwort Smart insurance.
Eine weitere von NTT DATA und der Universität Augsburg entwickelte Digitalisierungs-Lösung ist die Salesforce@Vehicle App. Sie unterstützt die im Vertrieb tätigen Mitarbeiter dabei, ohne Sicherheitsrisiko im Auto auf das CRM-System zuzugreifen, indem das CRM-System per Sprachsteuerung und Vorlesefunktion bedienbar ist.
Weiterhin ist die digitale Transformation ein industrieübergreifendes Thema. Da ist es von Vorteil, dass NTT DATA in allen relevanten Industrien zu Hause ist und sowohl in Deutschland als auch global seit über 40 Jahren IT -Projekte umsetzt.
Frage: Warum baut NTT DATA den Bereich Digitale Transformation aus?
Thomas Stöcker: Wir glauben, dass das Thema Digitalisierung die Welt verändern wird. Die allgegenwärtige Hyper-Vernetzung wird irgendwann zur Normalität. NTT DATA will bei dieser Transformation dabei sein, Lösungen entwickeln und umsetzen. Das gilt nicht nur für NTT DATA Deutschland, sondern NTT DATA weltweit.
Vielen Dank für das Gespräch.