Dieselmotoren haben nicht erst seit der VW-Krise ein schlechtes Image in den USA. Schon die schnelle Einführung von Dieselfahrzeugen durch General Motors in den 80er Jahren, hat Spuren hinterlassen. Damals sorgten die Ruß spuckenden und anfälligen Fahrzeuge für einen nachhaltigen Knacks in der Beziehung zwischen Amerikanern und den Dieselmotoren. Zudem ist auch heute Benzin im Land der unbegrenzten Möglichkeiten wesentlich günstiger als die Alternative Diesel. Das hat unter anderem dazu geführt, dass der Anteil an Dieselfahrzeugen in den USA im einstelligen Bereich liegt, während er in Europa rund 50 Prozent beträgt.
Trotzdem brachten vor allem deutsche Autobauer wie VW auch in den USA ihre Dieselmodelle auf den Markt und konnten mit der „Clean Diesel“-Initiative einige Erfolge feiern. Durch den Abgas-Skandal könnten jetzt nicht nur die Dieselmotoren im Allgemeinen sondern die gesamte deutsche Fahrzeugindustrie ein Glaubwürdigkeitsproblem bekommen. So fürchtet etwa der BMW-Entwicklungschef Klaus Fröhlich eine lang anhaltende Debatte, die auch von vielen unsachlichen Argumenten geprägt sein wird. Auf dem Kongress der Automobilwoche sagte er, dass er von einer Vielzahl streitbarer Studien und Testergebnisse zu den Emissionswerten in den nächsten Monaten ausgeht. Aber auch, dass die Art und Weise, wie Emissionen ermittelt werden, im Wandel ist und sich die Flottenziele in der EU “ohne signifikante Elektrifizierung” nicht erfüllen lassen.
Tesla schlägt als einer der Vorreiter im Elektromobilitätsmarkt genau in diese Kerbe und versucht vom VW-Skandal zu profitieren. Elon Musk plädiert selbstverständlich für die komplette Abkehr vom klassischen Verbrennungsmotor und fordert die deutsche Automobilindustrie auf, einen deutlichen Schritt in Richtung umweltfreundlicher Antriebe zu unternehmen. Während das kalifornische Unternehmen erst vor wenigen Wochen seinen ersten Elektro-SUV vorgestellt hat, haben viele deutsche Hersteller in diesem Bereich noch großen Nachholbedarf. Audi hatte auf der IAA in Frankfurt zwar erst kürzlich einen eigenen Elektro-SUV gezeigt – wann der eTron Quattro aber auf den Markt kommen soll, ist noch nicht bekannt.
Damit traditionelle Automobilunternehmen langfristig nicht ins Hintertreffen geraten oder zu reinen Hardwareherstellern für amerikanische Technologieanbieter werden, müssen sie über den Tellerrand schauen. Der Fokus auf Innovationskraft und die Umsetzung bzw. Antizipation von Kundenwünschen gehören dazu. Hinsichtlich der Antriebsarten wird es einen Mix geben: „saubere“ Dieselmotoren mit BlueTech oder Clean Diesel werden genauso hinzugehören wie Elektro- und Hybridantrieb. Ohne Nebenwirkungen wird dabei keine Antriebsform sein: auch der Elektroantrieb ist durch den verwendeten Strom, den Energieaufwand bei der Batterieherstellung und das durch die Batterien entstehende Zusatzgewicht nicht in allen Bereichen ökologisch und nachhaltig. In diesem Sinne müssen auch Unternehmen wie Tesla noch Fragen beantworten. In der Gewichtsklasse von größer zwei Tonnen lässt sich das Nachhaltigkeits-Credo schwer aufrechterhalten.