Ende August 2016 schloss ich meinen Master im Bereich Business Administration mit dem Schwerpunkt Supply Chain Management und Wirtschaftsinformatik in Bamberg ab. Dabei standen die agilen Methoden im Mittelpunkt. Aufgrund der Aktualität dieses Themas möchte ich hier die Gelegenheit nutzten, die wichtigsten Ergebnisse kurz zusammenfassen.
Ich habe mich in meiner Masterarbeit mit den unterschiedlichsten Scrum- bzw. Extreme Programming-Praktiken (z.B. Daily Scrum Meeting, Pair Programming) beschäftigt und wie diese sich, unabhängig von ihrer Methode, zur Erreichung eines höheren Agilitätsgrades eignen. Im Mittelpunkt der Arbeit standen dementsprechend nicht die Methoden Scrum oder XP, sondern die dazugehörigen Praktiken.
Aber warum habe ich mich genau mit dieser Problemstellung auseinandergesetzt? In Unternehmen kommen immer komplexere IT-Systeme zum Einsatz, deshalb steigt der Druck auf Unternehmen, effizienter zu arbeiten und möglichst schnell qualitativ hochwertige sowie kostengünstige Produkte auf den Markt zu bringen. Damit Unternehmen diese Herausforderung bewältigen können, führen sie häufig agile Methoden, wie Scrum oder XP, ein. So können sie ihre Agilität – beispielsweise in Form von Motivations-, Qualitäts- oder Produktivitätssteigerung – verbessern.
Sie stoßen dabei allerdings häufig auf die Problematik, die agilen Methoden Scrum oder XP nicht vollständig, sondern nur Teilaspekte davon anzuwenden. Dies liegt daran, dass Unternehmen die Methoden anpassen, um die individuellen Anforderungen in Projekten besser erfüllen zu können. Meiner Meinung nach ergibt sich durch das Herauslösen der agilen Praktiken aus ihren Methoden die Möglichkeit für Unternehmen, flexibel auszuwählen, welche Praktiken sich zum Erreichen ihrer Ziele am besten eignen.
Zunächst war es wichtig, zu analysieren, welche Ziele sich überhaupt hinter einer erhöhten Agilität verbergen. Was wollen Unternehmen erreichen, wenn sie „agiler“ sein wollen? Dazu habe ich aus diversen Datenbanken die gängigsten Ziele abgeleitet, die sich hinter dem Einsatz von agilen Praktiken verbergen. Besonders die Produktivitäts-, Qualitäts- oder Kommunikationssteigerungen werden häufig erwähnt. Das sind allerdings nur drei von möglichen 19 Zielen, die sich aus der Analyse ergaben. Die weiteren Ziele sind in der nachfolgenden Tabelle zu finden.
An meine Analyse anschließend habe ich die Scrum- bzw. XP-Praktiken den Zielen gegenübergestellt, um zu prüfen, welche Praktiken die abgeleiteten Ziele erfüllen. So kann der Einsatz von der Scrum-Praktik „Daily Scrum Meeting“ beispielsweise die Kommunikation und Motivation verbessern sowie für mehr Transparenz im Projekt sorgen. Die folgende Tabelle fasst die verschiedenen Kombinationsmöglichkeiten zusammen.
Die Resultate können eine Hilfestellung für Unternehmen sein, die vor der Entscheidung stehen, welche Praktiken einzusetzen sind, um beispielsweise eine höhere Motivation im Team zu erreichen. Auf diese Weise müssen sich Unternehmen nicht mehr auf eine agile Methode festlegen, sondern können beliebig agile Praktiken auswählen, die das angestrebte Ziel erfüllen. In Teil 2 werden Chancen betrachtet, die agile Methoden gegenüber den klassischen Modellen (z.B. Wasserfallmodell, V-Modell) aufzeigen.